Ein Tag in Zschopau
Ich hatte ja schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt, einen Ausflug ins Erzgebirge zu machen, um mir die MZ-Stadt Zschopau anzusehen. Irgendwie kam immer was dazwischen und wenn es nur die Faulheit war.
Am 7. Juli 2007 wurde es dann doch Ernst. Über die MZ-Mailingliste erfuhr ich, dass der NDR in Zschopau einen Beitrag für die Sendung „Die beliebtesten Motorräder Norddeutschlands“ dreht. Damit war der passende Anlass gefunden, den inneren Schweinehund zu überwinden.
Kurze Einleitung – Der NDR-Beitrag
Der NDR hat 2007 eine Serie „Die beliebtesten … Norddeutschlands“ aufgelegt. Für die Motorräder gab es im Internet eine Wahl aus einer Liste mit 100 Maschinen. MZ war mit der ES 250/2 und der ETZ 250 vertreten. Die ersten 40 der Wahl werden in der Sendung genauer vorgestellt. Da die Gemeinde groß ist sind beide MZ unter den TOP-40.
Obwohl meine ES nicht so beliebt ist bzw. gar nicht zur Wahl stand bin ich hingefahren, da sowas ja nicht alle Tage vorkommt.
Startschwierigkeiten
Die Dreharbeiten sind für Sonntag, den 8. Juli 11 Uhr angesetzt. Eigentlich will ich Samstag Vormittag starten. Meine Frau kann leider nicht mitkommen. Das Wetter ist unbeständig. Während der Woche war viel zu tun und ich war meistens erst spät zu Hause – es ist nichts vorbereitet. Den Vormittag vertrödele ich mit aufgeschobenem Finanzkram, Packen und Motorrad abschmieren. Um 16:15 Uhr kann ich mich endlich überwinden doch loszufahren – der Abschied von meiner Frau fällt schwer. Ich bin mehrmals drauf und dran wieder umzukehren, fahre aber doch weiter
Anreise
Ich habe Glück – es regent nicht. Der Wind bläst dafür ordentlich. Bei strammem Gegenwind schaffe ich teilweise nur 70km/h. Manchmal schütteln mich die Böen ganz schön durch.
Über Luckau verlasse ich LDS und durchfahre Bad Liebenwerda Richtung Riesa. Irgendwo dazwischen passiere ich die Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Die 230km fahren sich so weg: Riesa – Döbeln – Hainichen – Frankenberg – Flöha – fast geschafft. Ich fahre falsch Richtung Augustusburg. Jetzt wirds hügelig. Bergauf – bergab, scharfe Kurven – es macht richtig Spass hier zu fahren, auch wenn die alte ES manchmal ihre Mühe hat.
Von Augustusburg finde ich schnell nach Zschopau und erkenne auch gleich das alte MZ-Werk.
Ankunft
Es ist ein erhebenes Gefühl mit der ES nach knapp 50 Jahren wieder an dem alten Werk vorbei zu fahren.
Ich drehe eine Runde durch die Altstadt und stehe um 21 Uhr vor der Pension Dittrich. Ich habe Glück und bekomme ein Zimmer. Vom Balkon hat man einen schönen Blick auf das im Tal gelegene alte MZ-Werk.
Eigentlich möchte ich noch was Essen gehen, aber ohne meine Frau habe ich irgendwie plötzlich keinen Hunger mehr. Ich merke jetzt, dass Urlaub allein nichts für mich ist. Nach einem Anruf zu Hause gehe ich Schlafen.
Sonntag
Der Sonntag beginnt für mich um 9 Uhr mit einem fantastischen Frühstück. Ich habe jetzt auch richtig Hunger.
Gegen 9:45 Uhr gehts los. Ich drehe ein paar Runden zwischen Zschopau und Hohndorf und hole noch Geld ab.
Am Treffpunkt, dem neuen MZ-Werk in Hohndorf ist noch niemand zu sehen. Ich nutze die Zeit, um ein paar Fotos von Zschopau zu machen. Um 10:45 Uhr fährt ein vollbesetztes ES 250/2-Gespann an mir vorbei. Ich packe die Kamera ein und folge ihm zum MZ-Werk.
Dreharbeiten am neuen MZ-Werk
Langsam füllt sich die Einfahrt zum MZ-Werk mit geschätzten 30-40 Maschinen. Es ist im Grunde alles dabei: ETZ, TS, ES und auch eine RT. Ein paar MZ 1000S fahren vor. Die Jungs vom NDR trudeln auch ein.
Der Redakteur möchte zunächst ein Paar Aufnahmen von der ganzen Gruppe mit den MZ-Fahnen im Hintergrund machen. Bei der Sortierung der Motorräder sorgt er für einen kleinen Schmunzler: „Ganz hinten bitte die Gespanne, davor dann die ES 250/2 Trophy!“
Die Fahrer lachen – es sind genau drei ES 250/2 vor Ort, zufällig sind auch genau 3 Gespanne anwesend… (der Vollständigkeit halber: später kam noch ein ETZ-Gespann dazu).
Es werden noch ein paar Fahrt-Aufnahmen auf der Straße vor dem neuen MZ-Werk gemacht, dann bricht der Troß zum alten MZ-Werk auf.
Dreharbeiten am alten MZ-Werk
Wir fahren auf das Werksgelände und stellen die Maschinen ab. Trotzdem hier nicht mehr viel los ist, kann man den alten Geist der ehemals größten Motorradfabrik der Welt überall spüren. Schon allein deswegen hat sich die Reise gelohnt. Das ist wirklich keine Übertreibung – hier sollte jeder MZ-Fahrer mal gewesen sein!
Der Redakteur vom NDR hat viele Ideen und es werden diverse Fahrszenen gedreht. Es werden ausführliche Aufnahmen von den ES/2 und ETZ 250 Maschinen gemacht. Dazu läuft der Kameramann herum und macht Detailaufnahmen von diversen Motorrädern.
Ein Gespannfahrer baut seinen Grill auf. Ich führe einige Gespräche und schaue mich auf dem Gelände um. Am Fenster eines ungenutzten Gebäudes entdecke ich ein Vogelhaus, was sicherlich noch aus den MZ-Zeiten stammt.
Die Aufnahmen dauern lange – aber das hatte der NDR-Redaktuer schon angedroht. Gegen 16:00 Uhr verlasse ich den Drehort, da nur noch abschliessende Aufnahmen gemacht werden und die meisten Leute schon weg sind.
Rückfahrt
Ich beschliesse noch am Sonntag nach Hause aufzubrechen. Zwar hatte ich noch den Besuch von Schloss Wildeck und Schloss Augustusburg geplant, aber ohne meine Frau kommt keine Ausflugsstimmung auf. Gegen 16:30 Uhr habe ich mein Zimmer bezahlt und die ES ist reisefertig.
Die Rückfahrt geht schnell. Kein Wind, nur eine Tankpause – gegen 20:30 Uhr bin ich zu Hause.
Mein Reiseeindruck
Der erste Ausflug zu den MZ-Wurzeln nach Zschopau war kurz aber trotzdem beeindruckend. Es war meine erste Motorrad-Tour in bergiger Umgebung. Wenn man hier fährt kann man sich vorstellen, wie die MZ-Testfahrer seit Jahrzehnten ihre Runden drehen.
Nach einigen Kilometern hat man den Dreh raus und kann auch mit den knappen 14,25 PS die große ES die Berge hochjagen: Vor dem Berg richtig Schwung holen ist das Geheimnis!
Für mich steht fest, dass ich hier nochmal einen richtigen Motorrad-Urlaub mache.
Fazit Dreharbeiten
Der NDR-Redaktuer hatte viele Ideen und es hat Spass gemacht. Ich bin gespannt, wie der Beitrag wird. Leider muss das Material zusammengeschnitten werden, da der Zeitrahmen nur einige Minuten vorsieht.
Trotzdem muss ich sagen, dass ich mir etwas mehr versprochen habe. Eine Führung durch das MZ-Werk, was zu Essen und zu Trinken oder vielleicht ein gemeinsames Essen nach Abschluß der Dreharbeiten wäre sicherlich schön gewesen. Immerhin sind viele Fahrer weit angereist.
Das NDR-Team musste noch am Sonntag zurück nach Hamburg und auch die meisten Fahrer hatten die Rückfahrt zeitig geplant. Mehr als die üblichen Benzin-Gespräche über diesen oder jenen Seitendeckel kamen dadurch nicht zu Stande. Wahrscheinlich war die Gruppe dafür schon wieder zu gross – eigentlich schade.
Sendetermin
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe (frage nochmal nach):
11. August 2007 16 Uhr NDR-Fernsehen
18. August 2007 16 Uhr NDR-Fernsehen
MZ wird in der 2. Sendung am 18.8.2007 gezeigt.