Treffen www.mz-forum.com
Das MZ-Forum (www.mz-forum.com) veranstaltet 2 Mal im Jahr ein Forumstreffen. Der Veranstaltungsort wechselt und die Organisation übernehmen Forumsmitglieder, die vor Ort wohnen.
Im Frühjahr 2011 wurde zum zweiten Mal ein Treffen in Heiligenstadt in Oberfranken gemacht.
Ich hatte es bis dahin irgendwie noch nicht gepackt, mal ein solches Treffen zu besuchen, obwohl ich schon desöfteren damit geliebäugelt habe. Dieses Mal sollte es klappen – vor dem zweiten Kind wohl für einige Jahre die letzte Chance und die kann man auch mal nutzen!
Ich hatte die Anreise zunächst für Freitag, den 13.5. geplant. Ich bin nicht optimal vorbereitet, möchte eigentlich mit dem Doppelport Gespann fahren entscheide mich aber aufgrund der knappen Zeit und der Strecke von gut 400km doch für das ETZ-Gespann.
Nach dem Aufstehen hole ich meinen Sohn aus dem Bett, wir gehen zusammen Brötchen holen und danach essen wir mit der Mama Frühstück. Hin und hergerissen, ob ich wirklich fahren soll gehe ich dann nach draußen und bereite das Gespann für die Abfahrt vor. Plötzlich ruft es vom Balkon: „Papa Hause bleiben!“ Wie zu erwarten war komme ich am Freitag nicht mehr los und wir fahren stattdessen zu Ikea und kaufen einen Kindertisch und Stühle dazu. Überraschenderweise verkrafte ich diesen Paradigmenwechsel gut und habe keine schlechte Laune.
Noch während des Einkaufs beschliesse ich, dass ich Samstag früh doch noch starten werde! Dann bin ich nur einen Tag weg und habe mein Ziel dennoch erreicht – ich war da!
Freitag Abend mache ich nun alles startklar. Ich stehe am Samstag früh auf und starte um kurz vor 7 Uhr in Richtung Heiligenstadt. Auf meinem Tank klebt ein Roadbook für die Strecke ab Torgau.
Bis Torgau ist die Navigation einfach, danach muss ich trotz Roadbook immer wieder anhalten und auf die Karte schauen. In Thüringen esse ich in einem gemütlichen Gasthof zu Mittag – Rouladen mit Klößen sind regionaltypisch.
Es geht über Torgau, Grimma, Altenburg, Gera, Pößneck bis zur ehemaligen deutsch-deutschen Grenze hinter Probstzella. Dort wurde ein Stück Grenzzaun aufgebaut und eine Tafel erinnert an die deutsche Teilung. Es dürfte wohl das erste Mal sein, dass ich diese Grenze nicht über die Autobahn passiere. Ich bin nun in Bayern und es geht über Kronach weiter in Richtung Heiligenstadt.
Ich fahre nur Landstraße, kurz vor dem Ziel gibt es noch eine Umleitung und ich erreiche gegen 16:30 Uhr das Ziel. Es stehen 450 Kilometer in 9,5 Stunden auf dem Tacho.
Ich bekomme schnell Hilfe beim Aufbauen meines Zelts und es gibt einige Gespräche rund um das Motorrad und auch andere Themen. Zum Abendessen probiere ich ein Maultaschen und das vom letzten Treffen bewährte „Kanone“ Weizenbier. Anschließend gibt es einen Diavortrag eines Motorradreisenden, der auf einer BMW Lybien besucht hat.
Am Zeltplatz wird an einem Simson Moped geschraubt. Die elektronische Zündung hat den Dienst quittiert und das Fahrzeug kann leider nicht wieder zum Anspringen bewegt werden und muss in einem Auto mitgenommen werden.
Gegen 23:00 Uhr lege ich mich ins Zelt, da die Müdigkeit langsam zuschlägt. Sonntag stehe ich gegen 5:00 Uhr auf. Der Morgen legt sich über den Platz, aus vielen Zelten dringt Geschnarche.
Ich esse den Apfel, der eigentlich als Wegzehrung für den Vortag gedacht war und geniesse die Stimmung.
Gegen 6:00 Uhr sind schon ein paar andere Leute aufgestanden und der Zeltabbau beginnt langsam. Wenig später habe ich abgebaut und alles im Gespann verstaut. Es dauert auch nicht mehr lange bis zum Frühstück. Auf dem Gelände entdecke ich einen Aussichtspunkt, von dem aus man auf die Stadt herunterschauen kann. Ich erinnere mich, dass ich zum Platz steil bergauf gefahren bin – das Gelände liegt auf einem Hügel oberhalb der Stadt.
Überhaupt ist es in Oberfranken für einen Flachlandtiroler schon recht bergig, d.h. enge Kurven, Steigungen und Gefälle. An den Gespannfahrer stellt das schon gewisse Anforderungen, um das Fahrzeug zu manövrieren.
Gegen 9:00 Uhr trete ich den Heimweg an. Die Route verläuft diesmal etwas anders und ich fahre zunächst nach Bayreuth, um dann die B2 Richtung Norden zu nehmen. Aufgrund der Beschilderung finde ich die B2 zunächst nicht und fahre schließlich in die falsche Richtung, was ich erst nach 10 Kilometern bemerke. In Bad Berndeck kaufe ich eine Ansichtskarte für meinen Sohn, da er Karten ganz toll findet und ich natürlich ein Geschenk mitbringen möchte.
Es geht weiter über Hof, Plauen und Reichenbach/ Vogtland. Es gibt wieder eine Umleitung und ich verfahre mich dann. Auf kleinen Straßen geht es nun durch das Vogtland auf der Suche nach der Bundesstraße. Plötzlich liegt ein großer Ast quer über die Fahrbahn. Ich halte an, mache ein Foto und dann kommen auch schon 2 Autos. Gemeinsam räumen wir das Hindernis aus dem Weg und mir wird an dieser Stelle bewusst, dass der Knüppel dort nur wenige Minuten gelegen haben kann, da ich der erste war. Gut, dass ich das Ding nicht auf Kopf bekommen habe…
Zum Mittag entscheide ich mich für klar definierte Qualität – sprich McDonalds. Bei Altenburg erreiche ich wieder die Hinroute und fahre über Grimma, Torgau weiter Richtung Heimat. Kurz vor Langengrassau und wieder im Landkreis Dahme-Spreewald mache ich noch einen Stopp und rufe zu Hause an. Eine knappe Stunde wird es noch dauern.
Gegen 18:30 Uhr bin ich dann wieder daheim. Das bedeutet 36,5 Stunden Abwesenheit von zu Hause, davon 19 Stunden auf dem Gespann und insgesamt 940 Kilometer. Das war schon anstrengend aber es hat sich gelohnt.
Es ging am Ende auch darum, ob ich bei aller Vernunft, Verantwortung und den ganzen „wichtigen“ Dingen überhaupt noch eine solche Tour fahren kann oder schon in einem selbst gebauten goldenen Käfig sitze.
Wenn ich es denn wirklich möchte kann ich also, so viel wurde bewiesen – ein freier Mensch!