Motorrad

Motorradaustellung auf dem Museumshof No 31

Ergänzung Fehlteile

Eigentlich wollte ich mir Zeit lassen aber das meiste der fehlenden Teile, die ich nicht auf Lager habe, ist mir bereits für einen vernünftigen Preis über den Weg gelaufen.

Damit wird die ES in den nächsten 14 Tagen wieder nahezu komplett sein.

Zum 2014er Doppelport-Treffen soll die 175er wieder vollständig und gereinigt sein. Erst danach starte ich mit der technischen Instandsetzung.

Die Kinder sind im Bett und um kurz vor 20:00 Uhr bin ich mit einer Tasse Ingwer Tee in der Werkstatt. Ich widme mich zuerst den Stoßdämpfern. Die Dämpfer, die an die 175er dran sollen, haben ein Paar perfekt erhaltene Chromhülsen. Diese werden der 261. Einport spendiert.
Aus den übrigen Teilen kann ich die ES 175 bestücken und das sieht schonmal gut aus. Zwei untere Chromhülsen (mit Kennzeichnung „H <–>W“ sind beinahe zu gut erhalten, eine dafür zu schlecht. Genau richtig vom Zustand ist die Hülse hinten rechts (siehe Foto). Vielleicht läßt sich da noch was machen – mal schauen.

Ich habe noch den Rat bekommen, es an den übergesprühten Felgen einfach mal mit Verdünnung zu versuchen. Das mache ich noch. Der Lack geht gut runter. Was zum Vorschein kommt macht keinen schlechten Eindruck. Die Verchromung ist teilweise lose und muss noch irgendwie fixiert werden.

Einen Satz Tankembleme habe ich mir vor dem Abendbrot durch ein entsprechendes Gebot bei ebay auch noch gesichert.

Seitendeckel

Ein MZ-Freund bringt mir 2 vom Zustand passende Seitendeckel mit. Vier optisch passende – wenn auch nicht originale – Befestigungsschrauben habe ich.

Da an der Maschine ein 27er Vergaser der ES 250 verbaut ist, schaue ich in meiner Kiste und finde auch einen 25,5er. Ist allerdings Rundschieber – also zu neu – aber das macht erstmal nichts.

Kauf und Anlieferung

Der Verkäufer bringt die ES her. Wenn man von den Fehlteilen und einigen Umbauten absieht wirklich ein schönes Motorrad. Hier lohnt es sich, was dran zu machen. Viele der fehlenden Teile habe ich im Regal.

Im Laufe des Tages schaue ich mir die Maschine genauer an und suche schonmal ein paar passende Teile zur Ergänzung.

Da es bei der 175er Anfang 1957 einen Sprung bei der Rahmennummer gab, ist hier eher die Motornummer aussagekräftig. Diese liegt unter 4006000 und ca. 700 Nummern nach der 4005103. Bei dieser Nummer war der Übergang von der Ur-Version (wie Doppelport) zum klassischen Einport-Motor.
Da diese Umstellung wahrscheinlich im November/Dezember 1957 geschah, dürfte die hier gezeigte aus Januar/Februar 1958 stammen.

Ein paar Dinge habe ich an der Maschine schon entdeckt:

  • Zierstreifen an der Lampe sind nur noch mit 2 Laschen (vorn+hinten) befestigt. Die mitteleren Laschen sind bereits entfallen.
  • Spitzes Schutzblech am Vorderrad, jedoch noch an den Seiten mit dem Schwingenträger verschraubt (wie bei geschwungenem Kotflügel).
  • Da sich am Lenker noch die Ur-Form des Gegenhalter für den Gasgriff mit „Bremse“ befindet, gehe ich davon aus, dass die Maschine original mit den Schellenarmaturen ausgerüstet war.

Fehlteile bzw. nicht originale Teile:

  • Rücklicht fehlt
  • Tacho falsch
  • Seitenverkleidungen fehlen
  • Armaturen und Griffe falsch
  • Scharnier am Heckschutzblech kaputt. Wird repariert
  • Kabelbaum ausgetauscht
  • Stoßdämpfer

Alles in allem schon eine lange und auch teure Liste aber:

Lackmäßig recht gut erhalten bis auf die Linierung, die bei schwarz/gold aber immer schlechter ist als z.B. bei grün

  • Frühe 1958er kenne ich kaum bis gar nicht.
  • Stoßdämpfer habe ich
  • Kein Zeitdruck meinerseits
  • Rahmen+Motor gehören zusammen
  • Fairer Kaufpreis

Im Ergebnis für mich der Maßstab, um diese Herausforderung anzunehmen.

Wechsel Sitzbezug vorn

Ich tausche den Gummibezug des vorderen Sitzes, da dieser an beiden Seiten stark aufgerissen ist. Etwas passendes habe ich vor einigen Jahren auf dem Teilemarkt mitgenommen.
Sitze und Gummis wurden bis 1958 verändert, so dass es nicht so einfach gewesen wäre, jetzt etwas passendes zu bekommen.

Sowohl Bezug als auch das Schaumgummikissen sind 8/56 hergestellt worden.  Herstellerstempel von ELGUWA.

Der Ersatzbezug ist von 11/56.

Sitzpolster mit Hersteller „ELGUWA“

Austausch Stoßdämpfer vorn

Die vorderen Dämpfer wurden irgendwann gegen neuere ausgewechselt. In Anbetracht des sonstigen Zustands dieser Maschine möchte ich dies zurückbauen. Heute stelle ich fest, dass ich neben den Dämpfern selbst auch die beiden unteren Bolzen benötigte, da die verbauten zu dünn sind.

Es handelt sich dabei um etwas ungewöhnliche Bolzen mit dem Gewinde M12x1,5. Üblich bei 12mm ist eine 1,75er Steigung. Die Bolzen müssen eine Länge von 40mm haben.
Optimal wären welche, die genau wie die hinteren aussehen: glatter Kopf mit Aufschrift „8G  C“.

Erster Start

Der alte Sprit kommt raus und der Tank wird gereinigt. Benzinhahn und Vergaser ebenfalls. Am Vergaser entdecke ich die eingeschlagene Nummer „7423“ und auch noch eine „57“. Die „7423“ liegt etwas über der Motornummer, d.h. dies könnte durchaus eine fortlaufende Nummer des Vergasers sein.

Ich entdecke noch folgene Markierungen:

  • Hupe: 12/56
  • Zündspule 5/57

Nach Einbau einer Batterie kommt auch ein Zündfunke. Ich baue alles wieder zusammen und fülle etwas Gemisch in den Tank. Nach etwas Widerstand läuft der Motor!

Meine Frau holt die Kamera und wir spielen einen kurzen Film ein:

Link zu Youtube (Sie wechseln zu Youtube, USA!)

Wie im Film zu hören ist, tourt der Motor nicht sauber ab. Ich habe den Vergaser nochmal ganz zu und fett gestellt aber es bleibt dabei. Ich werde nochmal einen anderen Vergaser versuchen und wenn das nichts ändert, muss der Motor wohl geöffnet werden.

 

Recherche KFZ-Briefe

Ich recherchiere zum Thema Einführung der KFZ-Briefe in der DDR. Da einiges zusammen gekommen ist, habe ich dafür einen extra Beitrag erstellt:

Einführung der KFZ Briefe 1957

Ein MZ-Freund entdeckt an der hinteren Schwinge ein angeschweisstes Stück, welches mir noch gar nicht aufgefallen ist. Sieht orginal aus, auch wenn mir der Zweck völlig unklar ist. Von einem anderen Doppelport-Kenner erhalte ich die Bestätigung, dass es noch mindestens eine weitere Maschine mit diesem Extra an der Schwinge gibt. Dürfte also original sein.

Ein paar Tage später tritt dieses Merkmal auch noch an einer frühen ES 175 zu Tage. Der Besitzer weiss auch, was es mit dieser Gewindebuchse auf sich hat: die allerersten ES-Maschinen hatten hinten eine Bremsankerplatte baugleich der vorderen. Zur Verdrehsicherung wurde ein spezielles Teil auf die Passung der Platte gesetzt und an der Schwinge verschraubt.
Erkennbar ist dies auf einem Bild aus der Betriebsanleitung der ES 175.

Allerdings ist mit Sicherheit keine der drei Maschinen mit dieser Bremse ausgeliefert worden. Warum bei MZ noch bis ins Jahr 1957 teilweise Schwingen mit der entsprechenden Buchse verbaut wurden ist unklar.

Kauf Formalitäten

Heute werden noch die Kaufformalitäten erledigt und ich bekomme den Ordner mit den Dokumenten zu der ES:

  • KFZ-Brief und zwar der originale Erstbrief vom 12.7.1957. Es handelt sich bereits um einen vom Motorradwerk Zschopau augestellten Brief. Damit ist es sicher einer der frühesten Werksbriefe. KFZ-Briefe älterer Fahrzeuge (z.B. der meines 56er Gespanns) wurden nachträglich durch die Volkspolizei ausgestellt (in der Regel erst 1958). Der Grund dafür ist, dass die grünen Briefe erst im Laufe des Jahres 1957 eingeführt wurden.
  • Garantie- und Durchprüfungsheft
  • HO Rechnung vom 22.7.1957
  • Steuerkarte
  • MZ Werbeprospekt
  • Außerdem liegt auch noch das letzte Kennzeichen dabei.

Den Rücksitz habe ich bei 2 Schlüsseldiensten auf den Tisch gepackt. Leider haben auch die es nicht zerstörungsfrei öffnen können. Ich habe es dann Ausbohren lassen.

Selber wollte ich da nicht unbedingt ran, da ich bei der letzten derartigen Aktion graue Haare bekommen habe. Die Schlösser sind relativ robust.

Rücksitz geöffnet

Der hintere Sitz ist verschlossen und der passende Schlüssel fehlt. Es hatte bereits jemand begonnen, den Scharnierstift am Rücksitz heraus zu treiben. Ich habe dies beendet und konnte den Sitz öffnen. Drin liegt das Verbandszeug – sehr schön.

Der Sitz geht zum Schlüsseldienst und die können das Schloß sicher einfach öffnen. Ausbohren fand ich bei der letzten Aktion relativ schwierig.

Die Chromteile habe ich etwas geputzt und dann ein paar Fotos im Freien gemacht. Die Maschine hat immerhin gute 20.000 auf der Uhr und der vordere Sitz hat starke Risse. Was passendes habe ich tatsächlich im Regal gefunden.

Übernahme der Maschine

Nach 4 Monaten geduldigen Wartens konnte ich heute diese traumhafte ganz frühe Einport ES in meine Obhut nehmen.

Der Zustand ist traumhaft, wenn es auch an dieser Maschine ein paar nicht originale Teile bzw. Fehlteile gibt:

  • Stoßdämpfer vorn inklusive obere Schrauben
  • Kerzenstecker
  • Luftpumpe
  • Sicherungsscheiben der Muttern für den Soziusgriff
  • Unterbrecher

Der Rest passt. An der Tankunterseite, am Batteriespannband und am Ansaugkasten wurde schonmal mit grüner Farbe nachgemalt. Vielleicht eine übergekochte Batterie.