Motorrad

Motorradaustellung auf dem Museumshof No 31

Da schaut man natürlich mal genauer …

Ich koche Essen. Es gibt Auberginen, Paprika, Karfoffeln und Hackfleisch aus dem Ofen. Der Ofen heizt vor, die Auberginen und Kartoffeln müssen noch etwas im heissen Wasser ziehen. Das Hackfleisch brät in der Pfanne.

Der richtige Moment, um heute mal bei Ebay-Kleinanzeigen reinzuschauen. Warum ich das mache weiss ich eigentlich nicht. Es geht mehr darum, informiert zu sein über das was so im Angebot ist. Eigentlich suche ich ja nichts.

Handy genommen, Suchbegriff „MZ“ und los gehts. Ziemlich weit oben in der Liste erscheint eine ES 300. Da schaut man natürlich mal genauer. Soweit ich das auf dem Handy sehen kann schaut die wirklich gut aus, ich sehe die DDR-Papiere und die MZ-Papiertüte, in der die Unterlagen beim Kauf der Maschine verpackt waren. Im Text steht „Patina“ und die Bilder bestätigen das. Der Preis ist fair.

Mein Bauch wusste sofort was zu tun ist, mein Kopf musste noch 1 Minute seine Bedenken äussern. Da Handyempfang bei uns schlecht ist habe ich mir das Festnetztelefon geholt und die Nummer gewählt. Ich bin davon ausgegangen, dass die 300er verkauft ist aber wer nicht versucht der nicht gewinnt.

Tut tut – Freizeichen, dann nimmt jemand ab. „Hallo, hier spricht Peter Pinnau usw. und sofort.“ Ich bin tatsächlich der erste Anrufer, die Maschine wurde gerade erst eingestellt. Wir sind uns einig. Theoretisch müsste ich sofort losfahren aber das Essen ist im Ofen und es ist bereits nach 18:00 Uhr.

Ausreichend Geld bekomme ich bei der Bank erst wieder am Montag. Der Automat ist 35 Kilometer entfernt und spuckt nicht genug aus. Wir verabreden uns dennoch für Sonntag und regeln das schon, meint der Verkäufer.

Ich weiss, dass noch weitere Interessenten anrufen werden, da die 300er wirklich schön ist und solche Angebote nicht oft vorkommen. Ich habe selbst schon seit Jahren damit geliebäugelt aber noch nie eine wirklich schöne zum Kauf gesehen.

Wenige Minuten später ist die Anzeige nicht mehr online. Auf der einen Seite schön auf der anderen Seite kann ich mir nun die Bilder nicht mehr genauer am Rechner ansehen.

Trophy Sport Seitendeckel

Eine linke Seitenverkleidung und ein Werkzeugfachdeckel mit Schloß sind beschafft. Vergaser ist komplettiert. Damit ist die ETS teilemäßig vollständig, nur das vordere Schutzblech ist noch in Frankreich.

Und es passiert etwas, womit ich nicht im Traum gerechnet habe: Ich schaue in die ebay-Kleinanzeigen und dort verschenkt jemand eine rechte Seitenverkleidung mit „Trophy Sport“ Aufkleber.
Das Foto zeigt allerdings nicht den Deckel sondern ein altes Werbebild einer kleinen ETS. Man soll anrufen aber es steht keine Telefonnummer dabei.
Ein Blick in die anderen Angebote des Verkäufers liefert die Nummer. Also erstmal anrufen. Der Deckel ist das einzige, was von seiner ehemaligen ETS 150 noch übrig ist und ist zufällig beim Aufräumen in einer Kiste wieder aufgetaucht.

Der Käufer soll nach eingenem Ermessen etwas für dei Sparschweine der Kinder geben und Versand kommt noch dazu. Wir einigen uns schnell.

Wenige Tage später ist der Deckel in der Post. Ein Foto hatte ich ja nicht also ist es eine Überraschung. Der Lack ist in gutem Zustand, der Aufkleber auch. Allerdings ist eine Art Zierstreifen über den Deckel gelebt und an den Enden mit kleinen Schrauben fixiert. Auch der Aufkleber ist an jeder Ecke mit kleinen Schräubchen verschraubt.
Den Zierstreifen habe ich abgebaut und man sieht so gut wie keine Spuren. Die kleinen Schrauben bleiben einfach im Deckel und gut.

Ankunft in Deutschland

Ein Transporteur nimmt die ETS auf einer Leerfahrt aus Frankreich mit und lädt sie wie vereinbart bei mir ab.

In den folgenden Tagen nehme ich erste ich Renigungs- und Aufhübschungsarbeiten vor. Insgesamt ist der Zustand gut, nur der Tank ist innen sehr rostig und alter Sprit ist auch noch drin. Die Tankreinigung wird die erste größere Aktion werden.

Ich demontiere den riesigen Heckträger und tausche den Lenker gegen etwas passendes. Gasgriff und der beige Kunststoffstopfen rechts sind noch original erhalten. Für die linke Seite kaufe ich einen nachgefertigten Stopfen und dieser erhält mit einer Feile und dreckigen Fingern in 30 Sekunden ein passenden Aussehen mit vorgetäuschten Verschleissspuren.

An der Maschine befinden sich ein paar export-spezifische Merkmale:

  1. Am Rahmen eingeschlagene FIN hat am Ende ein „F“ für Frankreich.
  2. Motornummer hat ebenfalls das „F“
  3. FIN am Typenschild hat auch das „F“
  4. Am Auspuffende ist „ETS 125/1“ eingeschlagen.
  5. Aufkleber des franz. Händlers bei dem das Motorrad gekauft wurde
  6. Originales französisches Kennzeichen. Anhand des Kennzeiches können Aussagen zum Zulassungszeitpunkt gemacht werden. Dazu später mehr.
  7. Aufkleber mit Bestätigung der Haftpflichtversicherung am vorderen Schutzblech. Diese sind in Frankreich vorgeschrieben.

Der Plan ist, die Maschine bis Weihnachten zu komplettierten, den Tank zu reinigen und Elektrik+Motor startfähig zu machen.

Mein Freund wird uns besuchen und wird wollen die ETS dann erstmalig starten und vielleicht ein Stück fahren. Mal schauen ob das gelingt.

Wer suchet der findet

Nach dem 2015er Doppelport Treffen habe ich mich an die französische Seite erinnert und dort mal nach einer lachsroten Export-ES gesucht. Rundlampen-ES findet man dort aber nicht – vermutlich ging der Export nach Frankreich erst in den 70er Jahren richtig los.

Zum Vorschein kam dafür eine ETS 125/1 – zwar mit einigen Fehlteilen, modifiziertem Lenker aber ansonsten größtenteils original und noch im O-Lack. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass die Maschine in der Nähe von Paris stand. Am Ende war es doch etwas weiter …

Nach kurzer Besprechung haben wir Ernst gemacht und das Abenteuer gewagt. Die ETS wurde Mitte September bei mir ausgeladen, aber immer der Reihe nach:

  1. Mein Freund tritt in Kontakt mit dem Verkäufer, bringt Fahrgestell- und Motornummer in Erfahrung und besorgt bessere Fotos. Die FIN zeigt, dass es eine echte ETS 125 mit dem originalen Rahmen ist.
  2. Er mietet einen Transporter und holt die ETS ab. Sie wird erstmal bei einem Nachbarn zwischengelagert.
  3. Ich versuche nun, eine Transportgelegeheit zu organisieren. Mir schwebt eine Mitnahme bei einer Umzugsfahrt o.ä. vor. Ich erhalte verschiedene Angebote und Anfang September konkretisiert sich ein Anbieter.
  4. 19.9.2015: Der Transporteur hat seinen anderen Auftrag in Paris erledigt und sammelt die ETS gegen 22:00 Uhr ein. Mir wurde erzählt, dass der Abend danach noch nicht zu Ende war und mit internationalen Gesprächen fortgesetzt wurde.
  5. 23.9.2015: Die ETS kommt bei mir an. Es hat alles gut geklappt. Das vordere Schutzblech wurde zum Transport demontiert und kommt hinterher.

Man könnte die Aktion schon als „Geniestreich“ bezeichnen – und ja: Ich würde es wieder tun!

Die fehlenden „MZ“ Tankschilder habe ich bereits besorgt, bevor die ETS hier eingetroffen ist.

Nachbau Batteriespannband

Beim Aufräumen finde ich Reste eines Batteriespannbandes aus Metall. Ich hatte es mal für die 200er DKW gekauft, um daraus was zu basteln aber habe es nicht gebraucht.

Die Februarsonne lacht, die Vögel singen bereits vom Frühling. Herrliches Wetter, um bei geöffneten Türen in der Werkstatt zu sein.

Ich bin gerade dabei, an der Doppelport ein paar Dinge in Angriff zu nehmen. Bin aber soweit durch und muss nun erstmal Sachen wegbringen bzw. bestellen.

Heute ist also Zeit, um aus diesen Spannband-Resten das fehlende Unterteil des Spannbandes der 175er zu rekonstruieren. Ich habe auf den Märkten des Jahres 2014 immer mal nach so etwas gesucht aber das ist schwierig und ich habe nichts gefunden.
Und wenn man mal ein komplettes Spannband erwerben kann wäre es auch Quatsch, davon das Unterteil wegzunehmen.

Ich bin Metallbau-Laie aber so einfache Sachen bekomme ich mit einer Metallsäge, Hammer, Feile und dem Drehmel schon hin.

Das Ausgangsmaterial ist ohnehin abgebrochen also kann ich das einfach auf Länge sägen und das Ende wie im Original umlegen. Das Teil der Doppelport auf der Bühne dient als Vorlage.
Ich lasse die Nachfertigung mit Absicht etwas länger. Es wäre nichts ärgerlicher, als wenn am Schluß das Material nicht reicht weil ich zu kurz geschnitten habe. Man kann auf den zweiten Blick ruhig sehen, dass es kein echtes Originalteil mehr ist.

Danach werden die Einschnitte zum Einhängen angerissen und mit dem Drehmel eingeschnitten. Das Herausstemmen der Stücke gelingt mit einem Schraubendreher und dem Hammer besser als gedacht.

Im Anschluß wird mit der kleinen Feile alles glatt gemacht. Bevor Farbe drauf kommt mache ich eine Montageprobe an der 175er. Passt – also Anschleifen, Entfetten und Grundierung draufsprühen.

Nachdem die einigermaßen trocken ist sprühe ich noch Schwarz aus der Dose hinterher. Nun hängt das Teil zum Trocknen in der Werkstatt und wird in den nächsten Tagen seinen endgültigen Platz finden.

Erster Start

Das Motorrad ist annähernd komplett. Kette und Schutzschläuche sind montiert. Nun ist es Zeit für die ersten Meter aus eigener Motorkraft.

Meine Frau hat das ganze mit der Kamera festgehalten. Am Abend habe ich dann noch ein paar Worte in der Werkstatt eingespielt. War gar nicht so einfach, da es zu der ES schon ein Bissl was zu erzählen gibt und man schnell die Hälfte vergisst. Der Filmdatei ist leider verloren gegangen.

Inzwischen sind noch ein paar Kleinigkeiten erledigt: Kupplungszug ist im Scheinwerfer, Metallkabelbinder sind geschwärzt, Rücklichtschraube wurde gegen eine wirklich passende getauscht …

Jetzt brauchen die Stoßdämpfer noch einen Service und dann geht zur HU und Oldtimerbegutachtung. Ich werde die 175er mit auf die rote 07er Nummer nehmen und ab und zu mal ein Stückl fahren.

Montage Motor

Die Maschine ist größtenteils wieder montiert. Der Motor war komplett auseinander und wird mit neuen Lagern und Dichtringen wieder montiert.

Nachdem ich am Vortag die rechte Gehäusehälfte aufgesetzt habe und dann feststellen musste, dass der 4. Gang nicht eingelegt werden kann, suche ich heute nach der Ursache.

Also Motor wieder warm machen und öffnen. Mein Verdacht bestätigt sich: Die Markierungen an Zahnsegment und Kurvenwalze passen nicht. Ich muss einen Zahn versetzt montieren.

Probeweises durchschalten ohne die 2. Hälfte geht beim 4-Gänger doch relativ gut mittels gefühlvollen Drehens an der Kurvenwalze. Der Schaltautomat macht dann mit und alle Gänge sollten sich einlegen lassen (Getriebwellen müssen natürlich jeweils passend hingedreht werden).

Nach Reinigung der Dichtflächen wird die 2. Hälfte wieder erwärmt. Eindichten und Aufsetzen. Der Rest ist Routine: Passhülse rein, Schrauben der Reihe nach Einsetzen und in 2 Durchgängen festziehen. Nachdem die Getriebewellen leicht laufen (Freischlagen) kommt die Schaltprobe. Jetzt haut alles hin.

Insgesamt ein ganz schöner Montagsmotor:

  1. Beim Öffnen des Kupplungsdeckels kommt mir eine Mutter entgegen. Sie stammt vermutlich von der ursprünglich verbauten Kupplung, denn es fehlt nirgends eine Mutter. Die Kupplung wurde jedoch schon einmal gewechselt.
  2. Zwischen linkem Kurbellager und Wellendichtring kommt bei der Demontage ein Sicherungsrung zum Vorschein, der da nicht hingehört. Später erkenne ich, dass es sich um einen alten Kolbenring handelt. Das Teil wird natürlich nicht wieder eingebaut.
  3. In den Schaltarretierschrauben fehlen Federn und Kugeln
  4. Markierungen an Schaltsegment und Kurvenwalze passen nicht. Natürlich merke ich das erst nach dem Aufsetzen der rechten Hälfte und der 4. gang geht nicht rein.

Ich denke aber, dass der Motor nun keine weiteren Überraschungen mehr bereit hält und am Ende auch gut laufen wird.

Konservierung

Ich habe Tank, Benzinhahn und Vergaser entleert. Am Vergaser habe ich wieder alle ursprünglichen Teile zurück gebaut.

Bei Gelegenheit werde ich noch den hinteren Schlauch flicken, da das Rad schnell die Luft verliert.

Das soll es dann erstmal gewesen sein. Ich werde diese ES mittelfristig nicht weiter anfassen. Auch zur Reinigung wird nichts weiter zerlegt.

Im Moment schätze ich es so ein, dass Komplettheit, Zustand und Seltenheit des Fahrzeuges diese Verfahrensweise nahelegen.

Vergaser und Vorderrad

Heute ist ein originaler Flachschiebervergaser in der Post. Technisch macht das Teil einen sehr guten Eindruck und scheint kaum gelaufen zu sein. Leider ist jedoch der zylinderseitige Anschluß ca. 0,5mm aufgeweitet worden. Vermutlich war der Vergaser woanders verbaut.
Ich denke hier wird sich eine Lösung finden.

Ich nehme mir noch das vordere Rad vor. Das Silberspray hatte ich schon abgebeizt. Jetzt kommt noch der olle Reifen runter und ich mache das Rad nochmal ordentlich sauber. Danach wird es mit Elaskon konserviert und im Sichtbereich abgewischt.
Sicher kein Top-Zustand aber für diese alten Stahfelgen gar nicht mal schlecht.