Auf dem heutigen Museumshof war von 1876 bis in die 1980er Jahre ein selbstständiger Tischlereibetrieb ansässig. Vier Generationen fertigten im Familienbetrieb vor allem Fenster, Möbel, Türen, Treppen und Särge.
Die Kundschaft befand sich überwiegend vor Ort in Münchehofe. Die Zeit von der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 2. Weltkrieges ist in unserer Gegend durch eine stetige Verbesserung der Lebensverhältnisse geprägt. Damit verbunden waren eine rege Bautätigkeit im Ort und die Nachfrage nach Handwerkerleistungen.
Geschichte der Tischlerei
- Ca. 1875: Einheirat des Tischlermeisters Friedrich Wilhelm Ziegler
- 1876: Bauantrag zur Errichtung eines Werkstattgebäudes auf dem Hof
- Ca. 1900: Einheirat des Tischlermeisters Robert Klee
- 1923: Elektrifizierung von Münchehofe. Für die Tischlerei ergeben sich damit neue Möglichkeiten durch die Nutzung motorbetriebener Maschinen
- 1924: Der Sohn Erich Klee legt seine Gesellenprüfung vor der Innung in Wendisch Buchholz ab. Der Gesellenbrief ist bis heute erhalten und ausgestellt.
- Ca. 1927: Anschaffung der noch heute erhaltenen kombinierten Maschine. Diese wird über einen Riemenantrieb mit Elektromotor betrieben. Funktionen: Abrichte, Fräse, Kreissäge, Langlochbohrmaschine
- Um 1955: Betriebsübergang von Meister Robert Klee auf Erich Klee
- Um 1960: Aufgrund von Baufälligkeit der Werkstatt wird der Betrieb in den ehemaligen Stall verlegt.
- 1963: Tischlermeister Günter Klee übernimmt den Betrieb
- 1967: Löschung der Handwerksrolle. Erich Klee führt den Betrieb noch bis in die 1980er im Nebenerwerb weiter.
- 1980: Abbruch der baufälligen ehemaligen Werkstatt
- 1990: Der Betrieb erlischt endgültig. Ein Teil der Einrichtung wird verkauft: z.B. Dickenhobel und Hobelbank
- 2009: Verkauf des Grundstücks, Bergung und Sicherung der erhaltenen Werkstatteinrichtung
- Seit 2017: Aufarbeitung und Ausstellung
Ausstellung und historische Tischlerei
Seit dem Jahr 2017 werden die erhaltenen Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände und die kombinierte Maschine in der Ausstellung gezeigt.
Darüber hinaus belegen zahlreiche ausgestellte Dokumente aus der Zeit seit 1876 die Betriebsgeschichte.
Eine angekaufte Hobelbank füllt die Lücke, die durch die nicht mehr erhaltene ursprüngliche Werkbank entstanden ist.
Im Rahmen der Gebäude Sanierung auf dem Museumshof werden in der Tischlerei wieder Arbeiten durchgeführt. Der Einsatz von Gratsäge und verschiedener Hobel kann an der Hobelbank gezeigt werden.
Aus dem Blog
Das Mauerwerk unterhalb der Fensteröffnung erwies sich als vollkommen lose und wurde komplett abgetragen. Dadurch war es möglich, den über Jahrzehnte eingewachsenen Strauch aus der Rollschicht zu entfernen. Die früheren Eigentümer hatten bereits versucht, durch Einstecken von Glasscherben, den Strauch zu zerstören. Der Stamm hatte im Mauerwerk die Form eines Ziegelsteins angenommen und war rundherum mit Glasscherben gespickt. Der Wuchs ließ sich dadurch aber nicht aufhalten.
Die Untersuchung ergab folgenden Aufbau: Gründung aus Feldsteinen, darüber eine Lage Steine flach und eine Rollschicht. Marode Steine wurden entfernt und durch bessere ersetzt.
Die Gründung wurde mit satter Kalkmischung gestärkt. Im Anschluß konnte die Rollschicht aufgesetzt werden und erste Steine zur Stabilierung der Ränder aufgesetzt werden. Da Regen angesagt war, musste die Baustelle am Samstagabend zum Feierabend wetterfest gemacht werden.
Das letzte Bild zeigt das fertige Mauerwerk. Im nächsten Schritt wird die Fensterbank aufgesetzt.
Im Rahmen des Umbaus von der Stallscheune zur Tischlerei wurde das Gebäude um 1960 umgestaltet und zusätzliche Fensteröffnungen für mehr Lichteinfall geschaffen. Die Öffnungsstellen am Mauerwerk wurden damals nicht weiter bearbeitet, so dass an diesen Stellen kein vernünftiger Abschluss vorhanden war. Witterungseinflüsse haben die Substanz hier besonders in Mitleidenschaft gezogen. Daher ist dringend eine Instzandsetzung erforderlich. Im Grunde werden die Arbeiten aus den 1960er Jahren damit nun endlich zu einem guten Abschluss gebracht.
Bild 1 zeigt den Zustand vor Beginn der Arbeiten. Auf Bild 2 sind die Fugen vorbereitet und die losen Steine entfernt. Bild 3 zeigt das erreichte Zwischenergebnis für diesen Samstag. Lose Steine wurden wieder eingesetzt bzw. 1 defekter ersetzt. Der Mauerwerksabschluss am Fenster nimmt Gestalt an. Die damals zugekleckerte Fuge ist ordentlich gespachtelt.
Für die Arbeiten wurde reiner Kalkmörtel verwendet. Diesen rühre ich nach Bedarf aus Sumpfkalk an, der seit letztem Herbst im Keller eingesumpft ist.
Heute werden die ersten Fugen des Rundbogens über der Türöffnung erneuert. Da das Tageslicht aufgrund der Jahreszeit zunehmend knapper wird, geht es nun langsamer voran. Aber der Fortschritt ist ganz klar erkennbar.
Die auf den Fotos gezeigten Mauerwerkspartien waren vor der Instandsetzung im Grunde abbruchreif. Das letzte Bild zeigt das sehr deutlich.
Noch bevor meine damalige Ehefrau und ich 2009 den heutigen Museumshof gekauft hatten, haben wir Mauersteine vom damals schon eingefallenen Teil der Stallscheune geholt und für unseren Garten nebenan dekorativ verwendet.
Nun hat meine Ex-Frau für den Garten neue Pläne und benötigt die Mauersteine nicht mehr. Ich erhalte sie zurück und habe sie wieder auf den Hof geholt und erstmal trocken aufgestapelt.
Diese Steine stammen wie die übrigen des Gebäudes aus der ehemalige Münchehofer Ziegelei. Damit haben alle das gleiche Format.
Vermutlich werden sie zukünftig zum Pflastern des Fussbodens zum Einsatz kommen. Die übrigen Fotos zeigen den aktuellen Stand nach den letzten Arbeiten am Sonntag.
Es ist schon faszinierend wie eine totgesagte Ruine langsam wieder aufersteht.
Heute haben die Kinder die mehr oder weniger fachgerecht zugemauerte Türöffnung der Stallscheune wieder freigemacht. Vermutlich wurde diese in den 1960er Jahren unten zugemauert, um aus der Tür ein Fenster zu machen.
Ich verarbeite noch den angerührten Kalk des Vortages und dann wird noch aufgeräumt. Perspektivisch brauchen wir noch Helme für alle.
Das massiv errichtete Ziegelgebäude, in dem die Tischlerei seit den 1960er Jahren bis zur Wende 1990 betrieben wurde, befindet sich Stand 2021 in eher schlechtem Zustand:
- Ein Giebel neigt sich
- Das Dach ist teilweise undicht
- Da ein baufälliger Anbau abgerissen wurde, ist an dieser Stelle nun ein großes Loch im Mauerwerk. Regenwasser hat an dieser Stelle den dünnen Kalk zwischen den Steinen ausgespühlt.
In den vergangenen Jahren war nicht klar, wie es mit diesem Gebäude weitergeht. Durch Trennung und Krankheit stand auch hier alles vor der totalen Aufgabe. Inzwischen ist die Situation viel besser als sie jemals war. Im Mai 2021 habe ich begonnen, dass Mauerwerk instandzusetzen. Ich habe erstmal getestet, ob ich das überhaupt kann. Ergebnis: Es dauert alles seine Zeit aber es wird!
Die ersten Versuche im Mai 2021
August 2021: Der Pfeiler wird langsam fertig
Der marode Giebel
Inzwischen habe ich schon einen groben Plan, wie es weitergeht:
- Rückwand stabilsisieren (bereits begonnen)
- Fundamentgründung nachrüsten (so gut wie möglich)
- In 2022 das Dach (teilweise) abdecken und den maroden Giebel abtragen. Verschlissene Holzkonstruktion an den Giebelseiten erneuern und wo nötig ausbessern.
- Der Giebel wird komplett als Holzkonstruktion neu errichtet.
- Straßenseitige Wand ertüchtigen
- Dacheindeckung erneuern
- Erhaltenen Giebel neu verfugen und instandsetzen.
- Elektrik und Wasserinstallation im Fußboden verlegen
- Fußboden erneuern.
Wie immer gibt es jede Menge Gegenwind und Demotivation. Die einen sagen, dass es nichts werden kann und am Ende sowieso alles abgerissen wird. Die anderen halten mich für dumm, weil die Hälfte des Hofes meiner Ex-Frau gehört. Das wird mich aber nicht aufhalten.